Musik
Taryn Southern hat es getan: Mithilfe unterschiedlicher KIs wie AIVA und Amper Music kreierte die Musikerin und YouTuberin 2018 das Album „I AM AI“. Es gilt als das erste Musikalbum, an dem KIs maßgeblich beteiligt waren. Die KIs durften dabei Percussions und Melodien erschaffen ebenso wie Akkordfolgen. Trotz der engen Zusammenarbeit: Dem Magazin „The Verge“ erzählte Southern, dass sich die Musik dennoch wie ihr eigenes Werk anfühlt. „Ich kann Melodien wiederholen, der KI Feedback geben und Parameter und die Musik so oft verändern, wie ich muss.“ Daraus entstand ihre Single „Break Free“ (2017).
Wie kommen KIs auf die Lieder? Am Anfang steht meist eine ordentliche Fütterung an Klassikern aus unterschiedlichen Musikgenres. Danach berechnen die KIs Melodien und übergeben sie dann ihren menschlichen Produzenten. Und wie Southern erklärte: Dort passiert das grundlegende, das Kuratieren. Noch immer sind es meist Menschen, die die Song- oder Melodievorschläge anhören, bearbeiten, verwerfen, wenn sie ihnen künstlerisch nicht zusagen.
Für Southern bedeutet das nicht, zu betrügen – ein Vorwurf, der von so manchen Songwritern vorgebracht wird. Vielmehr betrachtet sie es scheinbar als eine Demokratisierung des Songwritings. „Eine Person, die mit acht Jahren angefangen hat, Gitarre zu lernen, wird irgendwann meisterhaft spielen“, erklärte die Musikerin dem Magazin Fortune. „Aber Menschen, die diese Fähigkeit an der Gitarre nicht haben, konnten Wochen dafür brauchen.“ KIs helfen ihnen, Ideen zu finden, oder aber ihre Ideen aufzuschreiben, besonders wenn sie kein klassische Ausbildung in der Musik genossen haben.
Was kommt wohl als nächstes? Der reine KI-Song ist wohl noch einige Jahre entfernt. Vorerst dürfte aber erst eine ähnliche Erkenntnis anstehen wie beiden Widersachern und Fans des Elektro – auf beiden Seiten. „Okay, so schlecht klingt das ja gar nicht“ und „Naja, es fehlt eben doch ein bisschen Seele.“ Und eine andere Frage steht auch bereits an: Wem gehören eigentlich die Rechte an den Stücken?
Was passiert wohl, wenn man einer KI beibringen will, Black Metal zu programmieren, aber sie mit a capella füttert?
Kann KI irgendwann menschliche Musiker ersetzen? „The Verge“ geht der Frage in ihrer Reihe „The Future of Music“ nach.