Südkorea
Südkorea hat denkbar ungünstige Voraussetzungen im Kampf gegen die Corona-Pandemie. Das Land liegt nicht nur geografisch in der Nähe von China. Durch die engen wirtschaftlichen Beziehungen mit China gelang das Virus nach Südkorea. Gleichzeitig ist Südkorea eines der am dichtesten besiedelten Länder der Welt.
Dennoch hat es Südkorea geschafft ohne Massen-Quarantäne oder Einreiseverbote den Ausbruch zu minimieren. Der Grund: Die Behörden haben die Bevölkerung systematisch auf das Coronavirus getestet. Ein Großteil der Fälle geht auf einen einzigen Infektionsstrang zurück: Als sich ein Mitglied einer Sekte mit dem Virus infizierte, wurden fast 10.000 Menschen getestet. Ein anderes Mal infizierte ein Pastor mehr als 400 Personen auf einer Demonstration.
Südkorea wurde vor allem für seine Drive-Through-Tests gelobt. An viel befahrenen Straßen führen Mediziner unter Zeltplanen innerhalb von zehn Minuten einen Test durch. Ergebnisse liegen innerhalb einiger Stunden eines Tages vor. Die Fahrer müssen für den Test nicht einmal das Auto verlassen, dadurch wird die Ansteckungsgefahr für die Bevölkerung und das medizinische Personal reduziert. Die Entwicklung der Anlagen hat drei Wochen gedauert. Ende September wurden pro Tag 50.000 Tests durchgeführt.
Jeder bestätigte Covid-19-Patient wird in einem Krankenhaus oder einem Wohnheim der Regierung isoliert – auch diejenigen Patienten, die nur leichte oder gar keine Symptome zeigen. Die Behandlung ist kostenlos. Dadurch musste Südkorea nie einen Lockdown einführen, Restaurants, Betriebe und Schule konnten offen bleiben.
Wie wichtig Labortests bei einem neuartigen Virus sind, lernte Südkorea 2015 auf dem harten Weg. Ein südkoreanischer Geschäftsmann kam mit dem Middle East respiratory syndrome (MERS) von einer Reise in den mittleren Osten zurück. Er wurde in verschiedenen Krankenhäusern behandelt, bevor er mit MERS diagnostiziert und isoliert wurde. Nach dem MERS-Ausbruch simulierte die Regierung zweimal im Jahr einen Virusausbruch, um Maßnahmen zu trainieren und anzupassen.
Die Regierung Südkoreas setzt zudem auf Transparenz und Information. Auf dem Smartphone ploppen Updates über neue Infektionen in der unmittelbaren Nähe auf, über ein Online-System können infizierte Personen überwacht und ihre Bewegungsabläufe detailliert nachvollzogen werden. Zweimal täglich informieren die Gesundheitsbehörden über Maßnahmen, um das Virus einzudämmen.
Stand: 19. Oktober 2020