Wegen des chronischen Charakters vieler Herzerkrankungen ist es wichtig, dass Patienten individuell informiert, geschult und angeleitet werden. Besonders die Entlassung herzkranker Patienten fordert eine gute Planung und Beratung des Patienten.

SPEZIELLE BERATUNGSASPEKTE

  • Den Patienten darüber informieren, wie wichtig die regelmäßige Einnahme seiner Medikamente ist, um Komplikationen wie Herzinfarkt oder Dekompensation einer Herzinsuffizienz zu vermeiden.
  • Den Patienten über die Nebenwirkungen seiner Medikamente aufklären, z. B. „Nitratkopfschmerz“ bei Nitrateinnahme, verstärkte Blutungsgefahr bei Antikoagulanzien, Muskelschmerzen bei Statinen, neu auftretende Rhythmusstörungen bei Antiarrhythmika.
  • Mit dem Patienten über die Warnsignale eines Angina-pectoris-Anfalls sprechen. Den Patienten über mögliche auslösende Faktoren informieren, z. B. körperliche Belastung (vor allem bei Kälte), psychischen Stress, reichhaltige Mahlzeiten. Dem Patienten z. B. empfehlen, lieber mehrere kleinere Mahlzeiten zu sich zu nehmen und sich direkt nach dem Essen körperlich nicht zu belasten.
  • Dem Patienten in einer Mikroschulung erklären, wie er sich bei einem Angina-pectoris-Anfall verhalten soll. Den Patienten anleiten, wie er seine Bedarfsmedikation korrekt anwendet, und ihn darauf hinweisen, dass er sofort einen Notarzt verständigen muss, wenn sich die Thoraxschmerzen nach Nitrateinnahme nicht bessern.
  • Patienten mit einer Herzinsuffizienz über die Anzeichen einer Dekompensation informieren, z. B. geringere Belastbarkeit, nächtliche Atemnot, zunehmende Ödeme.
  • Thema eines Beratungsgesprächs können auch die Risikofaktoren für Herzerkrankungen sein wie fettreiche Ernährung, Bewegungsmangel, Übergewicht, Rauchen, Bluthochdruck. In diesem Zusammenhang können dem Patienten z. B. Empfehlungen zu einer gesunden Ernährung gegeben oder ihm die Teilnahme an einer Herzsportgruppe nahegebracht werden.



ALLTAGSBEWÄLTIGUNG.

  • Reintegration des Patienten in den Alltag: Damit der Patient mit seiner Erkrankung adäquat umgehen kann, muss er ärztlich wie pflegerisch über seine Erkrankung aufgeklärt sein. Besonders nach der Erstdiagnose sind viele Patienten verunsichert und fragen sich, wie es mit ihnen weitergeht. Hier ist es nötig, zusammen mit dem Arzt einen individuellen Reintegrationsplan für die Zeit nach der Entlassung zu erarbeiten. In vielen Krankenhäusern wird diese Aufgabe durch den zuständigen Sozialdienst erledigt. Hier werden zusammen mit dem Patienten Rehabilitationsmaßnahmen und häusliche Hilfen erarbeitet.
  • Krankheitsverlauf beobachten und Komplikationen verhindern: Um Komplikationen zu verhindern und im Notfall schnell Hilfe zu holen, muss der Patient über entsprechende Kommunikationsmöglichkeiten verfügen. Für diesen Zweck eignen sich sog. Hausnotrufsysteme, die von verschiedenen Hilfsorganisationen angeboten werden (z. B. Deutsches Rotes Kreuz, Johanniter-Unfall-Hilfe und Arbeiter-Samariter-Bund). Immer mehr kommen auch sog. AAL-Systeme (Ambient Assistent Living) auf den Markt der ambulanten Versorgung. Dies sind technische Hilfsmittel wie Tablet-PCs oder Sensoren zur Überwachung der Vitalfunktionen. Insgesamt sollen die Systeme ein sicheres und selbstständiges Leben in der ambulanten Versorgung gewährleisten. Vor der Entlassung des Patienten sollten noch einmal sichergestellt werden, dass er seine Notfallmedikamente (z. B. Nitrospray) korrekt anwendet. Hier gilt es, den Patienten insbesondere dafür zu sensibilisieren, wann eine Einnahme sinnvoll ist (z. B. bei akuter Brustenge) und wann nicht (z. B. bei einem grippalen Infekt).
  • Risikofaktoren kennen und abbauen: Der Patient muss durch den Arzt über den lebenslangen Verlauf seiner Erkrankung aufgeklärt werden. Auch sollte er bekannte Risikofaktoren wie Rauchen, Übergewicht oder fettreiche Ernährung kennen und bestenfalls abbauen. Dies kann in sog. Herzsportgruppen geschehen. In diesen Sportgruppen wird unter der Anleitung von Physiotherapeuten und Ärzten versucht, Risikofaktoren durch gezieltes Training abzubauen.
  • Fortsetzung der im Krankenhaus begonnenen Therapie: Ein weiterer wichtiger Planungspunkt ist die regelmäßige Einnahme der verordneten Medikamente. Besonders bei Entlassungen vor dem Wochenende kann es diesbezüglich zu Problemen kommen. Wenn möglich, sollten Pflegende dem Patienten bei einer Entlassung vor dem Wochenende immer die Medikamente für 2–3 Tage mit nach Hause geben. Anschließend muss sich der Patient die Medikamente (laut Entlassungsbrief) bei seinem Hausarzt verschreiben lassen. Ist der Patient zusätzlich demenziell erkrankt oder körperlich stark eingeschränkt, muss er bei der Medikamentengabe durch einen ambulanten Pflegedienst unterstützt werden. Die Organisation übernimmt der Sozialdienst des Krankenhauses. Dass Unterstützung notwendig ist, muss durch die betreuende Pflegekraft festgestellt und an den behandelnden Arzt weitergegeben werden. Um einen regelmäßigen ärztlichen Rundumblick zu erhalten, kann der Patient ggf. in ein sog. DMP (Disease-Management-Programm) vermittelt werden. Zu diesem Programm gehört, dass der Patient in festgeschriebenen Zeiträumen einen niedergelassenen Facharzt aufsucht, der den Verlauf der Erkrankung beobachtet, den Patienten weiterhin schult und Komplikationen früh erkennen kann. Für kardiale Erkrankungen gibt es derzeit DMPs für die koronare Herzkrankheit und die Herzinsuffizienz.