Der MR Rotenburg-Verden hat seine Güllebörse um einen zukunftsweisenden Service erweitert: Über eine mobile Messstation erfahren aufnehmende Betriebe direkt bei der Lieferung, wie viel Gesamtstickstoff, Ammoniumstickstoff, Phosphor, Kalium und Trockensubstanz die Gülle enthält.
Gülle-Labor am Feldrand
Eine mobile Nährstoff-Messstation
Mit einer mobilen Nährstoff-Messstation für Gülle baut der Maschinenring Rotenburg-Verden sein Dienstleistungsangebot rund um das Güllemanagement und die seit Jahren erfolgreiche Güllebörse weiter aus. Das Gerät von der Firma Kotte Landtechnik wurde nach den Vorgaben und Anforderung des MR entwickelt und ist auf einem PKW-Anhänger montiert. Die Anschlüsse für Ein- und Ausläufe erfolgen über Acht-Zoll-Schnellkuppler, reduzierbar auf sechs Zoll.
Je nach Bedarf kann das „Gülle-Labor“ auf dem Hof zwischen Güllebehälter und Transportfahrzeug oder am Feldrand zwischen Feldrandcontainer und Ausbringfahrzeug angeschlossen werden. Die Messstation arbeitet unabhängig von einer Steckdose mit der eingebauten Autobatterie. Während die Gülle durch die Anlage fließt, wird laufend – bis zu 15 Mal pro Sekunde – gemessen, wie viel Gesamtstickstoff, Ammoniumstickstoff, Phospor und Kalium so wie Trockensubstanz die Gülle enthält. Das funktioniert mit einem Nahinfrarot-Sensor. Neben den Inhaltsstoffen wird über einen Durchflussmengenmesser das Gesamtvolumen der durchgeleiteten Gülle ermittelt. Alle gewonnen Daten gehen über eine WLAN Schnittstelle an einen Tablet-Computer – damit hat der Landwirt nach Erledigung des Auftrages eine komplette Dokumentation darüber in den Händen, welche Mengen und Nährstoffe er letztlich erhalten oder ausgebracht hat.
„Wir müssen jetzt schon klein-klein unsere Nährstoffe zusammenrechnen“ sagt Andreas Rosebrock, Schweinhalter und Biogasanlagen-Betreiber aus Schneverdingen, „und das wird in Zukunft noch aufwändiger. Ich bin sicher, dass eine Vermarktung der Gülle ohne genaue Analyse bald sehr schwierig sein wird“. Das Gülle-Labor seines Maschinenrings hat er schon mehrfach genutzt und ist vom Nutzen überzeugt.
Nährstoffe bestellen
Denn mit dem mobilen Labor eröffnet die Güllebörse in Rotenburg den Landwirten neue Möglichkeiten. Es wird die Bestellung einer konkreten Menge an Nährstoffen möglich, nicht länger nur einer bestimmten Menge Gülle pro Hektar. Für Axel Romundt, den stellvertretenden Geschäftsführer im MR Rotenburg-Verden, bietet das Vorteile sowohl für die abgebenden wie für die aufnehmenden Betriebe: „Die Auswertung bringt mehr Sicherheit und Transparenz. Der eine weiß, was tatsächlich an Nährstoffen aus dem Betrieb rausgeht, der andere sieht sofort, was er bekommt“.
Die Gülle aus dem eigenen Lager ist häufig eine Mischung aus Fremdgülle, eigener Gülle und teilweise auch Regenwasser. Hier ist es sinnvoll, die Güllenährstoffe direkt vor dem Ausbringen zu bestimmen. Die herkömmliche Gülleprobe stellt nur eine Stichprobe dar, die ermittelten Werte können dabei stark schwanken, je nachdem wie es gelingt, die Sink- und Schwimmschichten der Gülle umzurühren und zu homogenisieren. Zudem liegt das Ergebnis erst in einigen Tagen vor. Ein weiteres Ziel des MR ist es, mit diesem kostenlosen Angebot die Wertigkeit der Gülle als exakt einzusetzenden Mehrnährstoffdünger zu verdeutlichen. Denn insbesondere in den reinen Ackerbauregionen erleben die Ringmitarbeiter noch viel Skepsis beim Einsatz von Fremdgülle.
Ein Problem, gegen das auch das Landwirtschafts- und Umweltministerium gemeinsam mit der Landwirtschaftskammer Niedersachsen und dem Oldenburger Wasserverband angehen möchte. Deshalb wurde ein Pilotprojekt gestartet, das die Aufnahmebereitschaft in Gebieten mit keiner oder geringer Viehhaltung verbessern soll. Dazu gehört es auch, über die Zertifizierung von Vermittlern Produktionsstandards zu definieren. Die Landwirte sollen sicher sein können, dass ihre Auftragnehmer sich an die Spielregeln halten, berichtete Tilmar Götz, Projektleiter bei der Nährstoff Management eG, die sich mit Untersuchungen über die technische Durchführbarkeit des Vorhabens befasst.
Ziel dabei: die Nährstoffgehalte der Gülle müssen klar erkennbar sein. Die Schnellbestimmung stellt dazu einen wesentlichen Eckpfeiler dar. Der gesamte Vorgang soll auch via GPS erfasst werden.
Bürokratie erledigt der MR
Mit der mobilen Nährstoff-Messstation sieht sich der MR für die Zukunft bestens aufgestellt im Wettbewerb mit anderen Nährstoff- Transportern – zum Vorteil der Mitglieder. Von Beginn an gehörte der bürokratische Part, wie die Meldung an die Landwirtschaftskammer, das Ausfertigen von Lieferscheinen und die Erstellen der Nährstoffbilanz, zum Serviceangebot. Es fehlte letztlich noch die genaue Kenntnis über die Inhaltsstoffe der Gülle.
Im nächsten Schritt müsse nun die verlustarme Ausbringungstechnik weiter ausgebaut werden, um auch kommenden gesetzlichen Auflagen und Bestimmungen zu genügen, so der Anspruch von MR Geschäftsführer Thomas Christeleit. Das Ziel ist klar: Mit Gülle die Genauigkeit der Mineraldüngung zu erreichen.