Dampfschiffe wurden vor der Erfindung der Schiffsschraube mit einem Schaufelrad betrieben. Das hatte jedoch den Nachteil, dass die Schaufelkraft nicht komplett ausgenutzt werden konnte, und die Raddampfer zu zittern begannen und bei stürmischer See kaum vorwärts kamen.

Steckbrief

 

  Geboren:  29. Juni 1793 in Chrudim (ostböhmische Kleinstadt / heutige Tschechische Republik)
†  Gestorben: 9. Oktober 1857 in Laibach/Slowenien
  Erreichtes Alter: 64 Jahre
  Eltern: Anton Hermann Ressel (Steuereintreiber im Dienste der Habsburger), Marija Ana Ressel
  Familie: Vater von 10 Kindern aus 2 Ehen (letzte Ehefrau war Therese Ressel)
  Beruf: Forstmann und Erfinder
   Entdeckung u. Erfindung:

Schiffsschraube

funktioniert wie ein Propeller, der unterhalb der Wasserlinie angebracht ist und durch schnelle Rotation das Schiff antreibt

 

 
  • Lebenslauf
  • Josef Ressel besuchte ab 1806 das Gymnasium in Linz, ab dem 14. Lebensjahr war er Schüler der Landes-Artillerieschule in Budweis/Tschechien. Danach studierte er an der Universität Wien technische Fächer. Aufgrund der napoleonischen Kriegswirren und eines Börsenkrachs verarmten die Eltern von Josef Ressel und er musste sein Studium abbrechen. Daraufhin bewarb er sich an der Forstschule Mariabrunn, wo er aber abgelehnt wurde – er sei „zu schwach“.
    Josef Ressel aber ließ nichts unversucht und bemühte sich um eine Audienz beim Kaiser. Das war damals nicht so einfach möglich, aber Josef Ressel schaffte es, indem er eine lebensechte Skizze der Völkerschlacht von Leipzig zeichnete und dem Kaiser schenkte. Der Kaiser war von Josef Ressel so begeistert, dass er ihm ein Stipendium spendierte. So konnte er sein Studium an der Forstschule abschließen.

  • Josef Ressel arbeitete nicht als Techniker sondern als Förster
  • Josef Ressel arbeitete dann im Jahr 1817 als Distriktsförster. Zeitgleich wurde vom Kaisertum Österreich die  k.k. Kriegsmarine im Mittelmeer aufgebaut, die das Holz für den Schiffsbau benötigte. Josef Ressel arbeitete als Forstbeamter in den Wäldern, die als Holzlieferanten für die kaiserlichen Werften angelegt wurden. Seine Aufgabe war es, Holz für den Schiffsbau in den Wäldern auszusuchen, die Vorräte zu berechnen und für zeitgerechte Lieferung zu sorgen. 4 Jahre später wurde er als k.k. „Waldmeister“ nach Triest versetzt. Er konstruierte, bastelte und erfand so viele Dinge, die er zum Patent anmeldete, dass man ihn deshalb schon entlassen wollte. Man nannte ihn einen „unruhigen Kopf, der zu viele Flausen im Kopf hat und sich zu wenig um die Wälder kümmert“. Er durfte aber bleiben. Seine wichtigste Erfindung war für ihn jedoch die Schiffsschraube. 1827 reichte Josef Ressel seine Erfindung zum Patent ein, das er auch für 2 Jahre bekam. Er fand auch einen Geldgeber, mit dessen Hilfe ein Probeschiff gebaut wurde.

  • Ein fataler Fehler
  • Den Beweis für das Funktionieren seiner Schraube wollte Josef Ressel im Jahr 1829 erbringen. Für die erste Probefahrt im Hafen von Triest gab es allerdings Lieferschwierigkeiten bei der bestellten Dampfmaschine aus der Steiermark und so reiste Ressel nach Paris, um dort französische Geschäftsleute zu treffen, die an seiner Schiffsschraube Interesse zeigten. Leider beging er dort einen fatalen Fehler: Er überließ den Pariser Firmen seine Zeichnungen und Skizzen und schloss keinen Vertrag über die Nutzung der Schraube ab. So kam es, dass andere von seiner Erfindung profitierten.
    3 Jahre waren seit der Patenteinreichung vergangen.

  • Die missglückte Probefahrt mit der Civetta
  • In Triest wurde ein Versuchsschiff mit dem Namen Civetta gebaut, das durch Josef Ressels Schiffsschraube angetrieben wurde. Zu dieser Zeit war Josef Ressel 36 Jahre alt. Bei der ersten Probefahrt schien zunächst alles gut zu laufen, bis eine Dampfleitung platzte und der Versuch abgebrochen werden musste. Josef Ressel hoffte, dass dieser Fehler der Vorführung seiner Schiffsschraube nicht schadete, aber leider war es dann genau so. Obwohl das Versagen der Dampfmaschine absolut nichts mit seiner Schiffsschraube zu tun hatte, stand für viele fest, dass die Schiffsschraube untauglich war. Josef Ressel verliert daraufhin seinen Geldgeber, und es wurde sogar von der Triester Polizei ein Verbot gegen die Fortsetzung seiner Versuche mit der Civetta ausgesprochen. Es begann ein jahrelanger Prozess gegen das Verbot, der damit endete, dass Josef Ressel von dem ihm zugesprochenen Geld gerade einmal die Prozesskosten zahlen konnte.

  • 20.000 Pfund für einen Beweis
  • Inzwischen begann man zeitgleich in England, Amerika und Schweden an Schraubendampfschiffen zu bauen, auch Josef Ressel machte sich daran, seine Erfindung zu verbessern (lenkbarer Propeller). Im Jahr 1845 setzte sich dann der Propellerantrieb endgültig gegen den Radantrieb durch.
    7 Jahre später erfährt Josef Ressel aus der Zeitung, dass eine britische Behörde einen Preis von 20.000 Pfund ausgelobt hat für denjenigen, der beweisen kann, als erster ein Dampfschiff erfolgreich mit einer archimedischen Schraube betrieben zu haben. Josef Ressel schickt daraufhin sofort alle seine Unterlagen nach England, es passierte aber nichts. Es hieß dann nach jahrelangem Nachfragen, dass die Unterlagen verloren gegangen seien und dass der Preis bereits unter englischen Erfindern aufgeteilt wurde.
    So kam es, dass Josef Ressel im Oktober 1857 in einem Gasthof auf einer Dienstreise in Laibach/Slowenien ohne Anerkennung starb. Erst Jahre später nach seinem Tod würdigte man Josef Ressel und seine Erfindung. Die Einführung der Schiffsschraube gelang dann erst im Jahr 1836, nämlich dem Engländer Francis Pettit Smith und fast zeitgleich dann auch dem Schweden John Ericsson.
  • Ressels Zeit und seine Zeitgenossen/-innen
  • Josef Ressel lebte in der Zeit der Habsburgermonarchie in Österreich. Kaiser Franz I. regierte als erster Kaiser von Österreich. Ein Jahr vor Josef Ressels Geburt wurde er zum Kaiser gekrönt. Seine Regierungszeit war geprägt vom Kampf gegen Frankreich und Napoleon, den er schließlich auch besiegte. Kaiser Franz trat für die absolute Monarchie ein, sein Reichskanzler, Fürst Metternich, unterstützte ihn dabei.
    Nach dem Sieg über Napoleon kommt Österreich beim Friedenskongress in Wien (Wiener Kongress) im Jahr 1815 in den Besitz der italienischen Hafenstädte Venedig und Triest. Die kaiserlich-königliche Kriegsmarine hatte die Aufgabe, eine Mittelmeer-Flotte aufzubauen. Der Beruf eines Försters hatte damals einen ganz besonderen Stellenwert. Der österreichische Wald war Eigentum der Habsburger Dynastie, der durch kaiserliche Beamte verwaltet wurde, die ein hohes Ansehen genossen.
    Am Wiener Kongress wurden übrigens auch die Grundlagen für die freie Flussschifffahrt, die Ächtung des Sklavenhandels, Menschenrechte, Pressefreiheit, Urheberrecht und Buchhandel beschlossen.
    Neue technische Errungenschaften wie der erste Donaudampfer (1818) oder die erste Dampfeisenbahn nahmen ihren Betrieb auf.
    Zu Josef Ressels Zeit lebte auch der schottische Erfinder James Watt, der die Dampfmaschine wesentlich verbesserte. Auch der deutsche Erfinder Werner von Siemens gehört dazu, der die heutige „Siemens AG“ gründete. Wusstest du, dass der berühmte Komponist Ludwig van Beethoven zur Eröffnung des Wiener Kongresses ein Musikwerk komponiert hat? Zu dieser Zeit war Josef Ressel 22 Jahre alt.
  • Ehrungen, Preise, Auszeichnungen
  • Auf dem 500 Schilling-Schein vom Jahr 1966 ist auf der Rückseite das Versuchsschiff Civetta mit Ressels Schiffsschraube zu sehen, auf der Vorderseite sein Porträt.
    Auch eine Briefmarke trug sein Porträt:


    Bildquelle: Österreichische Post AG

  • Das sollte man über die Person auch noch wissen
  • Josef Ressel hatte ein vielseitiges technisches Talent. Er beschäftigte sich nicht nur mit der Schiffsschraube, er entwickelte auch Verbesserungen für Wein-, Obst- und Ölpressen und erfand eine Presswalzmaschine für die Produktion kleiner Metallwaren. Er reichte zahlreiche Patentanträge ein, zum Beispiel für einen Dampfwagen zur Beförderung von Personen und Gütern, für ein Lager ohne Reibung und Schmierung (ein Kugellager-Vorläufer), für einen Bühnenmechanismus oder einen tragbaren optischen Feldtelegrafen für die Armee.

    Josef Ressel hatte auch ein zeichnerisches Talent. Er hat sich nach seinem Studium kurzzeitig mit Kalligrafie- und Zeichenarbeiten sein Geld verdient. Der damalige Kaiser Franz I, der sogar zweimal von Josef Ressel ein Gemälde erhielt, war sehr beeindruckt von seinem Zeichentalent.

    Josef Ressel zeigte immer großes Verständnis für die Nöte der einfachen Menschen und wurde deshalb von den Leuten sehr wertgeschätzt.

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