Damals war das Nähen ein mühevolles Handwerk, das Stich für Stich mit der Hand erledigt wurde. Josef Madersperger beschäftigte sich mit der Frage, wie die mühsame und langsame Arbeit des händischen Nähens mit Nadel und Zwirn durch eine Maschine erleichtert werden könnte.

Steckbrief

 

  Geboren:  6. Oktober 1768 in Kufstein/Tirol
†  Gestorben: 2. Oktober 1850 in Wien
  Erreichtes Alter: 82 Jahre
  Eltern: Georg Madersperger (Schneidermeister), Gertraud Rieder
  Familie: verheiratet mit Klara Hahn (Hutmacherin), kinderlos
  Beruf: Schneidermeister
   Entdeckung u. Erfindung:

Nähhand

ein Vorläufer der heutigen Nähmaschine

 

 
  • Lebenslauf
  • Josef Madersperger erlernte bei seinem Vater das Schneiderhandwerk. Weil das Elternhaus in Tirol abgebrannt war, zog er 1790 gemeinsam mit seinem Vater nach Wien, wo er als Schneider arbeitete. Die Mutter blieb in Kufstein. Um 1807 begann Josef Madersperger mit seinen Entwicklungen, in die er seine gesamten Ersparnisse steckte und viel Freizeit dafür aufbrachte.
    Josef Madersperger heiratete im Jahr 1810 Klara Hahn, die vermutlich eine Hutmacherin war. Madersperger scheint im Jahr 1820 als „Fabrikant feiner Strohhüte“ auf, die damals in Mode waren. Er hat sich auch als Obsthändler versucht.
    1815 erhielt er das kaiserliche Patent für seine Erfindung.
    Später befasste sich Madersperger auch mit weiteren Erfindungen rund um die Textilverarbeitung, so zum Beispiel auch mit der Vorbereitung von Schafwolle zum Spinnen. (Das Kämmen der rohen Schafwolle war eine ungesunde und schmutzige Arbeit). Er ersuchte 1833 um ein Privileg für die Bereitung von Schafwolle, das aber abgelehnt wurde.
    1835 fand in Wien eine Gewerbeausstellung statt, wo Josef Madersperger mit einer von ihm erfundenen Maschine vertreten war und damit Doppelstoffe (für Decken und warme Bekleidungen) erzeugte. Vermutlich war es diese Maschine dann auch, die er dem Polytechnischen Institut in Wien (heue Technische Universität Wien) schenkte. Sie bestand aus Messing, Eisen und Holz. Der davon übrig gebliebene Mechanismus befindet sich heute im Besitz des Technischen Museums in Wien.

  • Ein ziemlich langsamer Nähvorgang
  • Man nimmt an, dass Madersperger auf den Verkauf dieser Maschine nicht angewiesen war und sie auch nicht mehr nutzte. Er wünschte sich jedoch eine Prüfung des Mechanismus durch den neu gegründeten Niederösterreichischen Gewerbeverein. Die Prüfung fand auch statt und er erhielt im Jahr 1841 dafür eine Bronzemedaille und die Vorstellung seiner Maschine in der Vereinszeitschrift. Bei dieser Maschine wurde nicht der Stoff (so wie bei heutigen Nähmaschinen), sondern der Nähkopf in Bewegung versetzt. Zwei Nadeln durchstachen den Stoff von unten und beim Zurückziehen blieben zwei Schlingen an der Oberseite, durch die mit einer dritten Nadel händisch ein Kettfaden gezogen werden musste. Der Nähvorgang war also nur teilweise maschinell und war vermutlich ziemlich langsam.

  • Josef Madersbergers letzte Station
  • 1850 wurden Josef Madersperger und seine Frau in das Bürgerversorgungshaus (Spital) in St. Marx bei Wien aufgenommen. Madersperger starb wenige Wochen darauf an Altersschwäche und wurde auf dem St. Marxer Friedhof (wo sich übrigens auch Wolfgang Amadeus Mozarts Grabstätte befindet) begraben. Seine Frau verstarb ein halbes Jahr später.

  • Madersbergers Zeit und seine Zeitgenossen/-innen
  • Zu Josef Maderspergers Geburt regierte in Österreich noch Maria Theresia. Große Aufmerksamkeit erlangte aber auch Maria Theresias Tochter Marie Antoinette, die 1793 enthauptet wurde. Napoleon Bonaparte marschierte mit seinen Soldaten 1805 in Wien ein. Von 1814 -1815 fand der Wiener Kongress statt, der Wien zum politischen und gesellschaftlichen Zentrum machte, Staatsgrenzen neu definierte und Frieden sichern sollte. All das hat die Menschen damals sicher unmittelbar betroffen und auch die kaiserlichen Gremien hatten vermutlich andere Sorgen als die Erteilung eines Patents für einen Schneidermeister.
    In England, Frankreich und Österreich werden immer mehr Maschinen eingesetzt – die industrielle Revolution hat begonnen, Fabriken entstanden und immer mehr Menschen verdienten sich ihr Geld als Fabrikarbeiter.

  • Ehrungen, Preise, Auszeichnungen
  • - Verleihung einer Bronzemedaille durch den Niederösterreichischen Gewerbeverein im Jahr 1841
    - Am Karlsplatz in Wien wurde im Jahr 1933 ein Denkmal errichtet, auch einige Straßennamen in Wien, Innsbruck, Kufstein und Linz tragen seinen Namen.
    - Anlässlich seines 100. Todestages wurde in Österreich eine Gedächtnisbriefmarke mit seinem Porträt herausgegeben.


  • Das sollte man über die Person auch noch wissen
  • Im Jahr 1815 bekam er das kaiserliche Patent für seine Erfindung (Privileg), das aber 3 Jahre später gleich wieder erlosch, weil er die Gebühren dafür nicht zahlen konnte und das Privileg nicht kommerziell genutzt hatte.
    Ob Josef Madersperger wirklich verarmt starb, ist nicht belegt. Er begab sich wahrscheinlich aufgrund seines hohen Alters (über 80 Jahre) in eine Fürsorgeeinrichtung, die auch nicht mit einem Armenhaus gleichzusetzen ist. Sicher ist jedoch, dass der Siegeszug der Nähmaschinen erst nach seinem Tod so richtig einsetzte.

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