Auf ihren ersten Missionen verwendeten die Astronauten der NASA noch Bleistifte als Schreibgerät. Diese hatten jedoch das Problem, dass die Minen brechen konnten und durch die Schwerelosigkeit im Raumschiff umherflogen. Das war einerseits gesundheitlich gefährlich, andererseits stellte es auch eine technische Gefährdung (Kurzschlüsse durch den leitfähigen Graphit) dar. Seit 1968 setzt die NASA den Space Pen bei allen bemannten Einsätzen im Weltraum ein.
Steckbrief
Geboren: |
26. 4. 1923 in Wien |
† Gestorben: |
23. 5. 2002 in Wien |
Erreichtes Alter: | 79 Jahre |
Eltern: | Ruben Schächter, Bertha Schächter (beide haben ein Lederbekleidungsgeschäft in Wien betrieben) |
Familie: | unbekannt |
Beruf: | Unternehmer, Maler und Erfinder |
Entdeckungen: | Space Pen Kugelschreiber |
- Laufbahn (Ausbildung, Beruf, Tätigkeit,...)
- Friedrich Schächter zeigte bereits in jungen Jahren eine auffällige Neugierde an technischen Geräten und bastelte mit wachsender Begeisterung. Eine überlieferte Geschichte besagt, dass Schächter im Alter von vier Jahren in einem nahegelegenen Park zu weinen begann, als dort die Gaslampen gegen elektrisches Licht getauscht wurden. Er meinte: „Was werde ich später zu tun haben, wenn das alles schon jetzt gemacht wird…?”
Mit sieben Jahren bekam Schächter von seinem Vater einen Malkasten mit Staffelei geschenkt. Das war der Anfang seiner Liebe zur Malerei und Illustration und bald darauf schuf er bereits eigene Werke.
Mit vierzehn musste Schächter die vierte Klasse des Realgymnasiums wegen seiner jüdischen Herkunft verlassen - er begann eine Lehre bei einem Schildermaler und wechselte, nachdem ihm der Meister nichts mehr beibringen konnte, zu dem Grafiker Viktor Theodor Slama. - Flucht nach Schweden
- Bereits zu dieser Zeit war für viele Juden klar, dass es zu einem gefährlichen Stimmungsumschwung in Österreich kommen wird. Friedrichs Vater, Ruben Schächter, schätzte aber die Lage falsch ein und wurde am 30. Juni 1938, drei Monate nach dem gegenwehrlosen Einmarsch der deutschen Truppen in Österreich, verhaftet und in das Konzentrationslager Dachau überstellt. Nur durch die Anstrengungen seiner Frau Bertha kam er 1939 frei und flüchtete nach Südamerika, wo er wenige Jahre später starb, ohne seine Familie je wiedergesehen zu haben. Schlächters Mutter Bertha und seiner Schwester Edith gelang die Flucht nach England.
Friedrich gelangte am 26. April 1939 mit einem Kindertransport nach Malmö, Schweden. Er konnte dort jedoch das Gymnasium weder besuchen noch abschließen und musste so bereits als Jugendlicher für seinen Lebensunterhalt selber sorgen. Bei seinen zahlreichen Anstellungen erfuhr Schächter zum ersten Mal von der Erfindung des Kugelschreibers durch den Ungarn Ladislaus Birò und beschloss - unterstützt durch das Wohlwollen von zwei österreichischen Gönnern - einen ähnlichen Stift zu entwickeln. Im Alter von 23 Jahren reichte er in Schweden sein erstes Patent ein. Gemeinsam mit seinem Förderer Eugen Spitzer gründete Schächter 1948 die Firma BALLOGRAF-VERKEN und stellte Schreibgeräte her. - Friedrich Schächter als Firmengründer
- In den folgenden Jahren arbeitete Friedrich Schächter bei verschiedenen Kugelschreiber-Herstellern und entschloss sich schließlich, nach Österreich zurückzukehren. Er gründete 1952 die Firma MINITEK, Feinmechanische Produkte G.m.b.H. in Wien. Diese fokussierte ursprünglich auf den Bau von Spezialmaschinen zur Herstellung von Kugelschreiberminen. Große Bekanntheit wurde danach aber mit Prüfgeräten zur Qualitätsmessung von Schreibgeräten („Kugelschreiber-Prüfmaschine“) erlangt. Noch heute werden ca. 60% der Weltproduktion von Kugelschreibern auf MINITEK -Maschinen geprüft.
Mehrere Patente später beteiligte sich der amerikanische Hersteller Paul C. Fisher an MINITEK. Diese Zusammenarbeit, wobei Schächter für die Entwicklung der Schreibspitze, Fisher für die Zusammensetzung der Tintenpaste verantwortlich zeichnete, führte letztendlich zur Produktion des Weltraum-Kugelschreibers („Space Pen”). Dieser wurde bei einer Weltraumkonferenz in Wien 1968 erstmalig präsentiert.
Im Jahr 2000 gründete Friedrich Schächter abermals ein neues Unternehmen in Wien, die Schächter Ges.m.b.H. Auch hier stand die Entwicklung von neuen Produktionsverfahren von Kugelschreiberspitzen im Mittelpunkt. Diese konnten jedoch nicht mehr zur Marktreife gebracht werden, Friedrich Schächter verstarb am 23. Mai 2002 in Wien. Er wurde am Zentralfriedhof auf dem Ehrenhain bestattet.
Hier siehst du das Grab von Friedrich Schächter am Wiener Zentralfriedhof:
Bildquelle: Haeferl, „Wiener Zentralfriedhof - Gruppe 40 - Grab von Friedrich Schächter“, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/legalcode - Friedrich Schächters Zeit und seine Zeitgenossen/-innen
- Friedrich Schächter musste die Zeit des "Anschlusses" Österreichs an Deutschland als Jugendlicher schmerzvoll miterleben. Er war aufgrund offizieller Maßnahmen gegen jüdische Kinder (Nürnberger Rassengesetze) gezwungen, vorzeitig das Gymnasium zu beenden. Mit 15 Jahren, im Jahr 1939, konnte er mit einem Kindertransport nach Schweden flüchten. Er war dort im Exil und durfte dort daher auch keine weitere Schule besuchen. So verdiente er sich seinen Lebensunterhalt mit diversen Tätigkeiten (Maler, Laborgehilfe, Praktikant,…)
Nach dem Krieg, im Jahr 1950, reichte Friedrich Schächter mit 26 Jahren sein erstes Patent in Schweden ein. - Ehrungen, Preise, Auszeichnungen
- Im Jahr 1995 erhielt Friedrich Schächter die Kaplan-Medaille, im selben Jahr wurde er auch Ehrenbürger der Technischen Universität Wien. 1997 erhielt er das Goldene Verdienstzeichen der Stadt Wien.
- Das sollte man über die Person auch noch wissen
- Friedrich Schächter war Zeit seines Lebens an der bildenen Kunst interessiert. Er war außerdem ein sehr talentierter Maler und Kunstsammler.