Die Arbeit in den Streichholzfabriken war damals ziemlich gefährlich. Durch die Entdeckung des ungiftigen roten Phosphors konnte Anton Schrötter die Arbeitsbedingungen erheblich verbessern.
Steckbrief
Geboren: | 26. November 1802 in Olomouc (damals Habsburgerreich, heute Tschechische Republik) |
† Gestorben: | 15. April 1875 in Wien |
Erreichtes Alter: | 72 Jahre |
Eltern: | Joseph Schrötter (Apotheker) und Pauline Schrötter (geborene Kristelli) |
Familie: | zweimal verheiratet, drei Söhne und zwei Töchter |
Beruf: | Chemiker und Mineraloge |
Entdeckung u. Erfindung: |
Roter Phosphor einfaches Verfahren, um den Kohlensäuregehalt von Mineralwasser am Quellort zu bestimmen |
- Lebenslauf
- Sein vollständiger Name war Anton Konrad Friedrich Dismas Schrötter, Ritter von Kristelli. Schon als Kind zeigte Schrötter ein großes Interesse an Naturbeobachtungen, was von seiner Mutter auch gefördert wurde. Er besuchte das Gymnasium und zwei philosophische Jahrgänge an der Universität, die damals in seiner Heimat vorgeschrieben waren.
Als junger Mann entwickelte sich seine Freude am Experimentieren und er richtete sich im elterlichen Haus ein kleines Labor ein. Dazu verwendete Schrötter Hilfsmittel aus der Apotheke seines Vaters. - Auf Umwegen zur Naturwissenschaft
- Mit 20 Jahren ging Schrötter nach Wien, um 1822 mit dem Medizinstudium zu beginnen. Schon bald wechselte er zu den naturwissenschaftlichen Fächern, die ihn viel mehr interessierten. Nachdem er mit seinem Studium fertig war, erhielt Schrötter 1827 eine Assistentenstelle für Physik und Mathematik an der Universität in Wien. Drei Jahre später nahm er eine Anstellung am Technischen Institut Johanneum in Graz an. Dort wurde er Professor des neu eingerichteten Fachs „Chemie und Physik“. Anton Schrötter unternahm 1838 eine mehrmonatige Reise nach Deutschland und Frankreich, um seine wissenschaftlichen Kenntnisse zu erweitern.
- Ein modernes Lehrsystem
- 1843 kehrte Schrötter von seiner Studienreise nach Wien zurück und arbeitete als Professor für Technische Chemie am Polytechnischen Institut der Universität Wien. Als er 1845 auch die Professur für Allgemeine Chemie übernahm, führte er ein neues Lehrsystem ein. Diesen Laboratoriumsunterricht lernte Schrötter auf seiner Deutschlandreise kennen. In Österreich war es bis dahin jedoch nicht üblich, dass Studierende im Labor experimentieren und forschen konnten.
- Bedeutende Entdeckung
- 1845 begann Schrötter auch mit der Untersuchung von Phosphor. Er wandelte weißen Phosphor durch Erhitzen in roten Phosphor um und konnte nachweisen, dass es sich bei beiden Formen um dasselbe Element handelt, die sich aber in ihrer Kristallstruktur unterscheiden. Schrötters Forschungsergebnisse zum roten Phosphor gehören auch zu seinen bekanntesten Arbeiten. Schließlich revolutionierte diese Entdeckung die Streichholzindustrie, welche nun den ungiftigen roten Phosphor für die Reibfläche verwenden konnte.
- Von der Weltumsegelung bis zur Nordpolexpedition
- Die Kaiserliche Akademie der Wissenschaften in Wien hat Schrötter mitbegründet. So war er bei den Vorbereitungen zur Novara-Expedition und der Österreichisch-Ungarischen Nordpolexpedition als Berater tätig. Aufgrund dieser bedeutenden Aufgaben wurde auch eine scharfe Landspitze im Nordpolarmeer nach ihm benannt. Das „Kap Schrötter“ liegt auf der Inselgruppe „Franz-Joseph-Land“.
- Auch im Ruhestand noch aktiv
- 1868 übernahm Schrötter das Amt des Direktors des Hauptmünzamts und ging 1874 in Ruhestand. Daraufhin eröffnete er kurzer Hand ein eigenes Labor in seiner Wohnung und studierte dort Edelmetalle. 1875 verstarb Schrötter infolge einer Lungenentzündung. Er erhielt ein Ehrengrab auf dem Zentralfriedhof in Wien.
- Schrötters Zeit und seine Zeitgenossen/-innen
- Das 19. Jahrhundert (1801 – 1900) war noch von den Feldzügen Napoleons und der damit verbundenen Neuordnung Europas gekennzeichnet. Das Land wurde von den Habsburgern regiert, das Volk hatte kein Recht mitzuwirken. Mit der industriellen Revolution entstanden erste moderne Industriebetriebe und Verkehrsnetze (Eisenbahn, Dampfschiff). Die daraus neu entstandenen sozialen Gruppen (ArbeiterInnen, Angestellte und UnternehmerInnen) wollten mehr politisches Mitspracherecht. 1848 kam es dann zu einer politischen Revolution, die zu einer Parlamentswahl und neuen Reformen führte. Obwohl bereits ein Jahr später die Revolution von Kaiser Franz Joseph I. mit Gewalt aufgelöst wurde, blieben viele wichtige Reformen aus dieser Zeit bestehen. So mussten die Bauern zum Beispiel nicht mehr ohne Bezahlung für ihre Grundherren arbeiten.
In der Zeit von Anton Schrötter lebten zum Beispiel auch Kaiser Franz Joseph I. und Elisabeth von Österreich-Ungarn (Sisi). - Ehrungen, Preise, Auszeichnungen
- - 1855 Ritterkreuz der französischen Ehrenlegion
- 1857 Monthyon-Preis
- 1857 Erhebung in den Ritterstand
- Ritter- und Komthurkreuz des Franz Joseph-Ordens
- Orden der Eisernen Krone III. Klasse
- 1867 Offizierskreuz des Guadeloupe-Ordens
- Ehrendoktor der Universität Halle-Wittenberg
- Ehrenmitglied der Philosophischen Fakultät Wien - Das sollte man über die Person auch noch wissen
- Anfang des 19. Jahrhunderts hatte die Chemie in Österreich noch einen sehr kleinen Stellenwert. Lange Zeit gab es kein eigenes Studienfach Chemie, sondern wurde als Hilfswissenschaft der Medizin gesehen. Nur langsam veränderte sich die Situation, wobei u.a. Anton Schrötter den Chemieunterricht neu organisierte und dadurch der österreichischen chemischen Industrie neue Wege öffnete. Schrötter zählt zu den bedeutendsten Gelehrten des 19. Jahrhunderts.
An Schrötter von Kristelli erinnern unter anderem das Mineral Schrötterit, das Schrötter-Horn in der Ortlergruppe (Südtirol) und ein Kap Schrötter auf Franz-Joseph-Land (Nordpolarmeer). In Wien ist seit 1876 eine Straße, die Schröttergasse, nach ihm benannt.
Vor der Technischen Hochschule in Wien wurden 1903 acht Denkmäler von Männern aufgestellt, die sich im 19. Jahrhundert besonders um den Aufbau der österreichischen Wissenschaft und Technik bemüht hatten – darunter befindet sich auch eine Büste von Anton Schrötter. Die Denkmäler kann man heute noch bestaunen.
Weiterführende Artikel
Niederhuemer, R. (1967). Blätter für Technikgeschichte: Neunundzwanzigstes Heft. Wien: Springer Verlag
Lieben, AD. (1876). Anton Schrötter Ritter von Kristelli: Eine Lebensskizze. Berlin: A.W. Schade
https://www.deutsche-biographie.de/sfz14722.html#ndbcontent_genealogie
http://www.biographien.ac.at/oebl_11/246.pdf
https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Anton_Schr%C3%B6tter
http://www.chemie.de/lexikon/Anton_Schr%C3%B6tter_von_Kristelli.html
https://austria-forum.org/af/Wissenssammlungen/Essays/Naturwissenschaften/Familie_Schr%C3%B6tter
https://www.oeaw.ac.at/die-oeaw/ueber-uns/geschichte-der-oeaw