Peter Mitterhofer entwickelte insgesamt fünf Schreibmaschinenmodelle. Die letzte Schreibmaschine aus dem Jahr 1869 war voll funktionstüchtig und konnte Groß- und Kleinbuchstaben, Sonderzeichen und Ziffern darstellen, enthielt einen automatischen Zeilenvorschub und eine Leertaste.

Steckbrief

 

  Geboren:
20. September 1822 in Partschins (Südtirol)
†  Gestorben:
27. August 1893 in Partschins (Südtirol)
  Erreichtes Alter: 70 Jahre
  Eltern: Peter Mitterhofer (Tischlermeister), Anna Gschwenter
  Familie: verheiratet mit Marie Steidl, keine Kinder
  Beruf: Tischler und Zimmermann
   Erfindung: Schreibmaschine
 
  • Lebenslauf
  • Peter Mitterhofer ging in die Dorfschule in seinem Heimatdorf Partschins und schloss diese erfolgreich ab. Danach erlernte er bei seinem Vater das Tischlerhandwerk als auch das Zimmermannshandwerk. Im elterlichen Pachtbetrieb arbeitete er viele Jahre lang, mit 26 Jahren ging er auf Wanderschaft. Zu dieser Zeit war es für junge Handwerksgesellen nach der Gesellenprüfung üblich, auf Wanderschaft (auf die Walz) zu gehen. Sie wurden vom Meister dafür „frei gesprochen“. Ziel für die jungen Gesellen war es, andere Regionen, Kulturen oder Fertigkeiten in ihrem Fach kennenzulernen. So machte es auch Peter Mitterhofer. Seine Reise, die er meist zu Fuß zurücklegte, führte ihn nach Wien, Deutschland, Frankreich, in die Schweiz und in Balkanländer.
    Während seiner Walz entdeckte Peter Mitterhofer auch sein musikalisches Talent, er dichtete lustige Verse und begleitete sie auf seinen selbst gebauten Instrumenten. Und nicht nur das, er verdiente während seiner Wanderschaft sogar als Kunstpfeifer und Bauchredner sein Geld. Man nimmt an, dass ihn der Bau seiner Musikinstrumente vermutlich zur späteren Entwicklung der Schreibmaschine inspirierte.

  • Peter Mitterhofer - der Sonderling im Dorf
  • Nach 3 Jahren Wanderzeit kehrte er wieder nach Partschins zurück. Bei den Dorfbewohnern galt Peter Mitterhofer als Sonderling, sicher auch aus dem Grund, weil er neben seinem Handwerk immer wieder an Erfindungen bastelte und nebenbei in den Gasthäusern als Musikant und Sänger auftrat. Auch dem Bürgermeister und dem Ortspfarrer war er ein Dorn im Auge, weil er diese bei seinen Abendunterhaltungen in den Gasthäusern mit seinen Liedern oft auf die Schaufel nahm. Er saß deswegen sogar einige Wochen im Kerker. Das war vielleicht auch der Grund, warum ihm der Pfarrer kein gutes Leumundszeugnis ausstellte, als er heiraten wollte.
    Im Jahr 1862 bekam er dann seine Ehebewilligung und er heiratete die Witwe Marie Steidl. Sie besaß das „Zimmerhaus im Obergarten“, eine kleine Zimmerei in Partschins, die Peter Mitterhofer übernahm.

  • Die Vorstellung der Schreibmaschine beim Kaiser
  • In den Jahren von 1864 bis 1869 entwickelte er fünf Schreibmaschinenmodelle ohne jegliche technische Mithilfe und mit einfachstem Werkzeug. Im Jahr 1866 ging er mit einer selbst gebauten Tragekraxe mit seinem dritten Schreibmaschinenmodell zu Fuß nach Wien und bat bei Kaiser Franz Joseph I. um Unterstützung. Leider verkannte man sein Talent und sah den wahren Wert seiner großartigen Erfindung nicht. Der Kaiser ließ seine Schreibmaschine von Sachverständigen begutachten, wo es hieß: „Zur praktischen Verwendbarkeit dieser Erfindung müssen die Unterzeichneten bemerken, dass eine eigentliche Anwendung dieses Apparates wohl nicht zu erwarten stehe und eine nicht geringe Übung erforderlich ist, um dieselbe Geschwindigkeit wie beim gewöhnlichen Schreiben zu erreichen.“ Der Kaiser bewilligte ihm jedoch 200 Gulden Unterstützung, um einen „vollkommenen Apparat“ zu entwickeln. Mit dem Geld in der Tasche kehrte Mitterhofer wieder in sein Heimatdorf zurück.

    Hier ein Bild des ersten Schreibmaschinenmodells aus dem Jahr 1864, das im Technischen Museum Wien ausgestellt ist:


    Bildquelle: Wikimedia Commons, gemeinfrei

  • 150 Gulden für die Schreibmaschine als Ausstellungsstück
  • 4 Jahre nach seinem ersten Versuch probierte er es mit seinem fünften Schreibmaschinenmodell noch einmal beim Kaiser. Doch schon wie beim ersten Mal war man vom praktischen Nutzen seiner Erfindung noch immer nicht überzeugt. Der Kaiser kaufte ihm jedoch die Schreibmaschine für 150 Gulden ab, um sie dem Polytechnischen Institut (heutiges Technisches Museum in Wien) zur Verfügung zu stellen – als Ausstellungsstück einer Sammlung kurioser Erfindungen. Unterstützung für eine Weiterentwicklung oder gar eine Serienherstellung bekam er nicht. So kam es, dass Peter Mitterhofer sein letztes Schreibmaschinenmodell in Wien zurückließ. Er machte keine Versuche, seine Schreibmaschine zu vermarkten und verlor das Interesse an einer Weiterentwicklung.

    Hier siehst du einen Brief, den Peter Mitterhofer mit einer seiner Schreibmaschinen im Jahr 1869 an Franz von Goldegg geschrieben hat:


    Bildquelle: Wikimedia Commons, gemeinfrei

  • Peter Mitterhofer gibt auf
  • Seine Erfindung geriet vollständig in Vergessenheit. Peter Mitterhofer zog sich in sein Heimatdorf zurück, wo er als Kleinbauer arbeitete und dann 1893 ein Jahr nach seiner erkrankten Frau starb. Seine letzte Erfindung vor seinem Tod war eine hölzerne Waschmaschine mit Kurbelantrieb, weil er sich aufgrund der Erkrankung seiner Frau alleine um den Haushalt kümmern musste. Peter Mitterhofer erhielt Zeit seines Lebens keine Anerkennung für seine Erfindung. Er hat jedoch noch miterlebt, dass die amerikanische Remington Schreibmaschine ein Verkaufsschlager wurde. Auf seinem Grabstein ist folgender Spruch zu lesen: „Die Anderen, die von ihm lernten, durften die Früchte seines Talentes ernten.“

  • Peter Mitterhofers Zeit und seine Zeitgenossen/-innen
  • Peter Mitterhofer lebte zur Zeit der k. u. k. Monarchie. Wien war zu dieser Zeit kulturelles und technisches Zentrum der Donaumonarchie. Hätte der damalige Kaiser seine Schreibmaschine in Serie herstellen lassen, wäre wahrscheinlich ein ganzer Berufsstand von Kanzleiangestellten arbeitslos geworden bzw. hätte keine Daseinsberechtigung mehr gehabt.  Die gesamte Bürokratie der Monarchie hätte umgebaut werden müssen. Vielleicht beschäftigte man sich aber auch mit anderen Dingen – zum Beispiel mit der Tatsache, dass Preußen 1866 Österreich den Krieg erklärte. Wie auch immer, Peter Mitterhofer war seiner Zeit jedenfalls weit voraus.
    Zu Peter Mitterhofers Lebenszeit wirkten auch die Erfinder Thomas Alva Edison, Henry Ford und Nikola Tesla.  

  • Ehrungen, Preise, Auszeichnungen
  • Die Österreichische Post würdigte Peter Mitterhofer mit zwei Sonderbriefmarken (1993, 2007).

  • Das sollte man über die Person auch noch wissen
  • Peter Mitterhofer war sehr musikalisch und baute sich viele seiner Musikinstrumente selbst. So zum Beispiel auch das „Hölzerne Glachter“, das so genannt wurde, weil es „lachende Töne“ erzeugte. Es war eine Mischung aus Klavier und Xylophon und enthielt Hämmer, die auf abgestimmte Holzplättchen schlugen. Dieses Instrument brachte ihm den Spitznamen „Peter mit dem hölzernen Glachter“ ein.

    Peter Mitterhofer tüftelte an vielen neuen Arbeitsgeräten und erfand zum Beispiel auch eine Schubkarre, die sich in eine Rückentrage umformen ließ, und eine Waschmaschine.

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