Lise Meitner lebte in einer Zeit, als Mädchen nicht einfach so Matura machen und studieren durften. Durch ihren Einsatz und ihren Willen wurde sie dennoch eine hervorragende Physikerin. Sie hatte großen Anteil an der Entdeckung der Kernspaltung, hat den Begriff "Kernspaltung" geprägt und die theoretischen Grundlagen dazu geschaffen.

Steckbrief

 

  Geboren:  7. November 1878 in Wien/Österreich-Ungarn
†  Gestorben: 27. Oktober 1968 in Cambridge/Vereinigtes Königreich
  Erreichtes Alter: 89 Jahre
  Eltern: Philipp Meitner (Rechtsanwalt), Hedwig Meitner-Skovran
  Familie: ledig, keine Kinder
  Beruf: Kernphysikerin
   Entdeckungen: Kernspaltung, chemisches Element Isotop Protactinium-231
 
  • Lebenslauf
  • Meitner hatte sieben Geschwister. Trotz ihrer jüdischen Abstammung wurde sie protestantisch getauft. Ihr Vater war jüdischer Rechtsanwalt und förderte seine wissbegierige Tochter. Zu dieser Zeit durften Mädchen aber noch kein Gymnasium besuchen.

    Nachdem Meitner aber wenig Interesse für hauswirtschaftliche Belange zeigte, schloss sie auf Anraten ihrer aufgeschlossenen Eltern eine Ausbildung an einer Bürgerschule ab, wodurch sie als Französischlehrerin arbeiten konnte.

  • Als zweite Frau den Doktortitel in Physik 
  • 1897 wurden in Österreich erstmalig Frauen an den Universitäten zugelassen und so finanzierten ihre Eltern den Privatunterricht ihrer Tochter, um die Matura nachholen zu können. Mit 22 Jahren legte Meitner am Akademischen Gymnasium in Wien ihre Matura ab und begann im selben Jahr mit dem Studium der Mathematik, Physik und Philosophie an der Universität Wien. 1906 erhielt sie als zweite Frau im Hauptfach Physik an der Universität Wien den Doktortitel.

  • Forschung an der Universität 
  • Lise Meitner wollte in der Forschung bleiben, jedoch gab es ander Universität keine Aussicht auf eine Anstellung. Carl Auer von Welsbach machte ihr 1906 ein Angebot für eine gut bezahlte Stelle in seiner Gasglühlichtfabrik, in der radioaktive Präparate erzeugt wurden. Meitner lehnte ab.

    Danach entschloss sich Meitner nach Berlin zu gehen, um dort Vorlesungen von Max Planck zu besuchen. Auch hier bedurfte es großer Mühen und Beharrlichkeit, um als weibliche Wissenschaftlerin die Räumlichkeiten des Instituts betreten zu dürfen. Dort lernte sie Otto Hahn kennen. Gemeinsam mit ihm arbeitete Meitner auf dem Gebiet der Kernphysik und der Radioaktivität. Nach Jahren unbezahlter Arbeit erhielt Lise Meitner eine Anstellung als erste weibliche Universitätsassistentin Preußens.

  • Lise Meitner und Otto Hahn
  • Der danach ausbrechende Erste Weltkrieg veranlasste Meitner, zwei Jahre als Röntgenologin an der Front zu arbeiten. Nach ihrer Rückkehr erhielt sie eine Professur und wurde gleichzeitig Leiterin der Radiophysikalischen Abteilung des Kaiser-Wilhelm-Instituts. Fünf Jahre später erhielt sie einen Lehrstuhl für Physik an der Berliner Universität. In den folgenden Jahren veröffentlichte sie über hundert wissenschaftliche Arbeiten - die meisten in Zusammenarbeit mit Otto Hahn - über die Untersuchung von Alpha-, Beta- und Gammastrahlen.

  • Flucht aus Deutschland
  • Meitner blieb bis 1938 in Berlin, obwohl ihr bereits 1933 ihr Professorentitel von den Nazis aberkannt worden war. Ein endgültiges Arbeitsverbot zwang sie 1938 aus Deutschland zu fliehen. Sie gelangte über Holland nach Schweden, wo sie eine Stelle am Nobel-Institut bekam.

  • Ein großer Erfolg
  • Otto Hahn und der Chemiker Fritz Strassmann führten in Deutschland die gemeinsam mit Lise Meitner begonnene Arbeit fort und ihnen gelang tatsächlich die Kernspaltung. Diese Sensation ermöglichte später die Entwicklung von Atomkraftwerken und Atomwaffen.
    Obwohl Lise Meitner bei der ersten Kernspaltung nicht selbst dabei sein konnte, war sie mit ihren Vorarbeiten maßgeblich an derenErfolg beteiligt. Zudem verfasste sie die physikalisch-theoretische Erklärung dazu.

    Ab den späten Vierzigerjahren leitete Lise Meitner das Institut für Kernphysik an der Königlichen Technischen Hochschule in Stockholm. 1960 zog sie letztendlich nach Cambridge, wo ihr Bruder und Neffe lebten und verstarb am 27. Oktober 1968. 

  • Meitners Zeit und ihre Zeitgenossen/-innen
  • Lange Zeit war der Zugang zu Universitäten nur den Männern vorbehalten. Erst im späten 19. Jahrhundert wurden Frauen in Österreich zum Universitätsstudium zugelassen. Weibliche Studierende hatten es aber nicht leicht. Sie wurden als Außenseiterinnen gesehen und es gab viele Vorurteile.

    „Obwohl ich mich schon in frühen Jahren sehr stark zur Mathematik und Physik hingezogen fühlte, konnte ich mein Leben nicht gleich dem Studium widmen. Das hing zum Teil mit den Vorstellungen zusammen, die damals zur Frauenbildung existierten, und zum Teil mit den besonderen Umständen in meiner Heimatstadt Wien. So verlor ich einige Jahre.“
    Lise Meitner (Zitat aus Kerner, C. (1999); Lise, Atomphysikerin: Die Lebensgeschichte der Lise Meitner; Weinheim Basel: Beltz & Gelberg (Seite 13)

    Zur Generation von Lise Meitner gehören zum Beispiel der berühmte österreichische Schriftsteller Stefan Zweig (1881 – 1942), der bekannte Physiker Albert Einstein (1879 – 1955) und der österreichische Erfinder Carl Auer von Welsbach (1858 - 1929).

  • Ehrungen, Preise, Auszeichnungen
  • Obwohl Lise Meitner die physikalisch-theoretische Erklärung für das Prinzip der Kernspaltung lieferte und sie maßgeblichen Anteil an der Entdeckung der Kernspaltung hatte, bekam sie - trotz mehrfacher Nominierungen - nie den Nobelpreis. 

    Für ihr Werk erhielt Lise Meitner jedoch zahlreiche andere wissenschaftliche und öffentliche Auszeichnungen. Darunter zum Beispiel die Max-Planck-Medaille und das Österreichische Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst. 
  • Das sollte man über die Person auch noch wissen
  • Lise Meitner weigerte sich, an den amerikanischen Forschungen zur Entwicklung einer  Atombombe mitzumachen. Zeit ihres Lebens setzte sie sich für die friedliche Nutzung der Atomenergie ein.