Omega-3-Fettsäuren gegen Rheuma, grüner Tee gegen Bluthochdruck? Die positive Wirkung mancher Lebensmittel oder Ernährungsweisen bei kurzlebigen Infekten und chronischen Beschwerden ist tatsächlich erwiesen. Doch nicht alles, was man liest, stimmt. Und die Heilkraft der Ernährung hat Grenzen.

Iss dich gesund

Futtern für ein langes Leben

Ob „What the Health?”, „Fat, Sick and Nearly Dead” Teil 1 und 2 oder „Forks over Knives”: Gerade im englischsprachigen Raum stellen Dokumentationen über Ernährung immer wieder Menschen vor, die durch eine Änderung ihres Essverhaltens die eigene Gesundheit so stark verbessert haben sollen, dass sie innerhalb kürzester Zeit ohne Medikamente auskommen oder wieder beschwerdefrei gehen können.

Diese Menschen leiden oft seit Jahren an mehreren chronischen Krankheiten. Die Heilungsprozesse, die sie durchlaufen, scheinen beinahe zu schön um wahr zu sein. Doch tatsächlich werden viele Krankheiten durch eine falsche Ernährung mit verursacht oder verschlimmert. Und tatsächlich scheinen manche Lebensmittel – oder einige ihrer Bestandteile – gesundheitsfördernde Effekte zu haben. Sie können bei chronischen Beschwerden lindernd wirken oder Erkrankungen vorbeugen. In einigen Fällen gibt es wissenschaftliche Studien zur Wirksamkeit einzelner Nährstoffe, in anderen ist es eher überliefertes Wissen, auf das die Menschen sich verlassen.

Rheumatische Erkrankungen

Gelenkentzündungen wie rheumatische Arthritis oder Morbus Bechterew können durch die Einnahme hochdosierter Omega-3-Fettsäuren positiv beeinflusst werden. Auch Studien zeigten einen schmerzlindernden Effekt dieser Fettsäuren bei den Betroffenen. Denn Omega-3 hat im Körper eine entzündungshemmende Wirkung. Reduzieren sollten Rheumatiker hingegen Lebensmittel, die viel Arachidonsäure (eine Omega-6-Fettsäure) enthalten: Fleisch, Wurst und fette Milchprodukte. Diese Säure hat nämlich eine entzündungsfördernde Wirkung.

Hoher Blutdruck

Der normale Blutdruck des Menschen liegt bei etwa 120:80 mm/Hg. Ab einem Wert von 140:90 gilt er als leicht erhöht. Bluthochdruck kommt meist durch zu wenig Bewegung, Stress und Übergewicht zustande. Es gibt natürlich zahlreiche Medikamente, die blutdrucksenkend wirken. Doch auch einige Lebensmittel haben im Körper einen solchen Effekt: rote Beete zum Beispiel, Rucola oder Spinat, Avocado und grüner Tee. Gegenüber dem ZDF erklärt Prof. Dr. Andreas Michalsen von der Berliner Charité, dass die Farbstoffe in diesen Pflanzen eine pharmakologische Wirkung haben. Das heißt nicht, dass sie genauso schnell und genauso stark wirken wie blutdrucksenkende Tabletten, aber sie können einen Teil dazu beitragen, das Problem in den Griff zu bekommen.

Erkältungen

Bei einer Erkältung empfehlen sich vor allem Lebensmittel mit viel Vitamin C. Der Körper kann das Vitamin, das antioxidativ wirkt und das Immunsystem unterstützt, nicht selbst herstellen. Kiwis, Brokkoli, Zitrusfrüchte oder Paprika enthalten zum Beispiel viel Vitamin C – und es lohnt sich auch, viel davon zu essen, wenn man nicht erkältet ist. Auch Ingwer wirkt positiv bei Erkältungen: Er fördert zum Beispiel die Durchblutung und kann gerade am Anfang einer Erkältung als Tee lindernd wirken. Bei Fieber sollte man Ingwer wegen seiner wärmenden Wirkung allerdings lieber weglassen. Bisher weniger bekannt ist der Andorn – gerade von einer Arbeitsgruppe für Geschichte der Medizin an der Uni Würzburg zur Arzneipflanze des Jahres 2018 gewählt. Er ist zum Beispiel in Bonbons oder in Sprays enthalten, kann aber auch als Tee getrunken werden. Die Pflanze schmeckt zwar ziemlich bitter, wirkt aber schleimlösend und stärkt die Immunabwehr.

Akne

Eine One-Size-Fits-All-Ernährung bei Akne gibt es nicht. Es gibt aber Lebensmittel, die im Verdacht stehen, Aknebildung zu fördern: Kaffee oder Alkohol zum Beispiel fördern die Durchblutung und können so dazu beitragen, dass schneller Pickel entstehen. Auch Kuhmilchprodukte werden häufig im Zusammenhang mit Akne genannt, ebenso wie einfache Kohlenhydrate und gesättigte Fettsäuren. Auf der anderen Seite gibt es aber auch Lebensmittel, die stattdessen konsumiert werden können und die Akne zumindest nicht fördern. Dabei handelt es sich vor allem um die üblichen Verdächtigen: Gemüse, komplexe Kohlenhydrate und bestimmte Teesorten (wie zum Beispiel Brennnessel oder Fenchel).

Die Heilkraft der Ernährung hat Grenzen

Es gibt noch viele weitere Beispiele dafür, wie die richtige Ernährung bei unterschiedlichen Krankheiten unterstützen kann. Fakt ist: Eine gesunde Ernährung hilft gesunden Menschen dabei, gesund zu bleiben. Und eine Ernährungsumstellung kann einige Beschwerden wenn auch nicht vollständig heilen, dann doch zumindest lindern. Aber das funktioniert nicht in allen Fällen – denn Krankheiten entstehen häufig durch mehrere Faktoren. Es kann falsch sein, alles auf die Ernährung zu reduzieren und so andere Gefahren auszublenden.

Zudem ist es manchmal gar nicht ein bestimmtes Lebensmittel oder ein bestimmter Inhaltsstoff, der einem Patienten Linderung verschafft, sondern das Wissen um die Behandlung. Damit man wirklich von einer wissenschaftlich erwiesenen Wirkung sprechen kann, muss ausgeschlossen sein, dass sich der positive Effekt nur deshalb einstellt, weil der Patient eine Behandlung erhält. Natürlich ist es trotzdem erfreulich, wenn Beschwerden zurückgehen. Doch das liegt dann eben nicht unbedingt die Heilkraft der Ernährung, sondern am Placebo-Effekt.


Die Ernährungsdocs des NDR

Zeit Online über gesunde Diäten

Bei der Ernährungsumschau geht es um Gesundheit

Dissertation Martin Viewehger über Fettsäuren

Das ZDF über gezielte Ernährung

Eatsmarter über Omega4 Fettsäuren und Rheuma

Der NDR mit einem Ratgeber zu Bluthochdruck

CNN über die Vorteile der Mediterranen Ernährung

Der NDR über Akne

Danby, F. William (2010): Nutrition and acne. In: Clinics in Dermatology, Volume 28, Issue 6, pp. 598-604.

Michalsen, Andreas (2017): Heilen mit der Kraft der Natur. Berlin: Insel Verlag.

Der NDR über Inger und Andorn bei Erkältung

Die Apothekenumschau über Erkältungen